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Pflege geht uns alle an

Das Thema Pflege geht uns alle an! Das bewies das große Interesse der LichtenraderInnen an der Fraktion vor Ort Veranstaltung, die ich am 16. Juni 2015 in Lichtenrade durchführte. Das AHB Familien- und Nachbarschaftszentrum war dafür genau der richtige Ort. Zur Veranstaltung waren SeniorenvertreterInnen, VertreterInnen ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen, Krankenkassen, GewerkschafterInnen, aber auch viele Menschen gekommen, die pflegebedürftige Angehörige haben. Als ReferentInnen hatte ich Heike Baehrens, MdB, Dr. Bettina Jonas, Werner Manke und Ariane Rausch eingeladen.

Der Anstoß für die die Veranstaltung kam von der SPD Lichtenrade-Marienfelde. Ich habe mich gefreut, dass Andrea Kühnemann, SPD-Abteilungsvorsitzende, Vorsitzende des Personalrates des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg, und Ingrid Kühnemann, stellvertretende Vorsteherin der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg gekommen waren. Aber auch Kevin Kühnert, der Vorsitzende der Jusos Berlin, zeigte, Pflege ist altersunabhängig und geht uns alle in sehr verschiedenen Rollen an.

Pflege hat Zukunft

Pflege hat Zukunft, betonte die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens. Sie ist Angeordnete für den Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg Mitglied im Ausschuss für Gesundheit. Wer einen sicheren Arbeitsplatz sucht, ist in der Pflege richtig, denn die Pflegeberufe haben Zukunft, hier gibt es ein Fachkräftepotenzial und es gibt auch Aufstiegschancen. Mit dem Pflegestärkungsgesetz 1 (PSG 1) verbessert sich auch die Bezahlung der Pflegekräfte. Die SPD hat durchgesetzt, dass Bezahlung nach Tarif nicht mehr als unwirtschaftlich zurückgewiesen werden darf. Die Zahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen wurde erhöht (1:20). Insgesamt werden die Pflegeleistungen durch das PSG 1 um vier Prozent erhöht. Niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote wurden gestärkt, so werden auch bei rein körperlicher Beeinträchtigung 104 Euro pro Monat von der Pflegekasse erstattet. Für barrierefreie Wohnraumanpassungsmaßnahmen gibt es mittlerweile 4.000 Euro.

Mit dem Pflegezeitgesetz von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig verbessert sich auch die Situation von pflegenden Angehörigen. So können Angehörige für die Betreuung von pflegebedürftige Angehörige eine berufliche Auszeit von 10 Tagen nehmen, die mit einer Lohnersatzleistung - dem Pflegeunterstützungsgeld - verknüpft ist.

Mit dem Pflegestärkungsgesetz 2 wird der langerwartete neue Pflegebedürftigkeitsbegriff kommen. Des Weiteren wird ein modernes Pflegeberufegesetz erarbeitet, um die Pflegeausbildung attraktiver zu machen. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betonte Baehrens. Die SPD wird das Thema Pflege weiter vorantreiben.

Was bedeutet der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff?

Zunächst stellte Dr. Bettina Jonas, Leiterin Geschäftsbereich Pflege, Medizinischer Dienst der Krankenkassen (MDK) Berlin-Brandenburg e.V., den derzeit geltenden Pflegebedürftigkeitsbegriff mit den Pflegestufen vor. Dabei erläuterte sie, dass der geltende Pflegebedürftigkeitsbegriff zu sehr verrichtungsbezogen ist, und die dafür notwendige Pflegezeit als Maßstab für die Hilfsbedürftigkeit nimmt. Daher kommt die Kritik als „Minutenpflege“, während gesellschaftliche Teilhabe und Kommunikation sowie Demenzerkrankungen nicht berücksichtigt werden. Aus diesem Grund ist ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff notwendig.

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff wurde in Studien getestet. Zukünftig wird es fünf Pflegegrade geben. Hier wird auf den Hilfebedarf abgestellt, wenn er regelmäßig und auf Dauer (mindestens 6 Monate) erforderlich ist. Das heißt, dass der Beaufsichtigungs- und Betreuungsbedarf mit berücksichtigt werden. Entscheidend ist, was kann die pflegebedürftige Person und was kann sie nicht.

Zur schnelleren Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs wird es ein Vorschaltgesetz geben, um ein Inkrafttreten zum 1. Januar 2017 zu ermöglichen. Es wird eine Überleitungsregel mit Bestandsschutz geben, sodass niemand schlechter gestellt werden kann.

Neues Wohnen in Lichtenrade

Das Projekt „Neues Wohnen in Lichtenrade“ stellte Werner Manke, Geschäftsführer der Diakoniestation Lichtenrade, vor. In Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ wurde eine Hausgemeinschaft mit 12 Wohnungen für pflegebedürftige MieterInnen eingerichtet. Die Wohnungen können sich auch Menschen leisten, die von Grundsicherung leben müssen. Betreut werden die Menschen durch die Pflegekräfte der Diakoniestation. Das Projekt ist erfolgreich und entsprechen groß ist die Nachfrage, mittlerweile gibt es eine lange Warteliste.

Darüber hinaus betreut die Diakoniestation zwei Seniorenwohngemeinschaften. Hier können die Menschen ihre Möbel mitnehmen und selbstbestimmt ihren Alltag bestimmen. Die ambulante Betreuung findet rund um die Uhr statt.

 

Pflegestützpunkte: Rechtsanspruch auf Pflegeberatung

Kompetente und unabhängige Pflegeberatung wird immer wichtiger – bitte merken Sie sich das Zauberwort: Pflegestützpunkt. Deswegen habe ich Ariane Rausch vom Pflegestützpunkt Tempelhof-Schöneberg als Referentin eingeladen. Ariane Rausch machte deutlich, dass alle einen Rechtsanspruch auf unabhängige Beratung haben. Diese Beratung wird in den Pflegestützpunkten für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige, als ehrenamtlich und professionell Pflegende geleistet. In Tempelhof-Schöneberg gibt es zwei Pflegestützpunkte: in Tempelhof in der Reinhardstraße 7 und in Schöneberg in der Pallasstraße 35.

Nutzen Sie diese Angebote für eine kostenfreie, unabhängige und kompetente Beratung!

Das PSG 1 hat eine Reihe von Verbesserungen gebracht, die den Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen noch zu wenig bekannt sind, erklärte Rausch. Zum Beispiel die Förderung von Wohnraumanpassungsmaßnahmen von 4.000 Euro oder die niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote von 104 Euro pro Monat. Für das PSG 2 signalisierte die Pflegeberaterin, dass sie sich klarer gefasste Regelungen für den Rechtsanspruch auf Pflegeberatung wünschte.

Altwerden ist nichts für Feiglinge!

Immer mehr Menschen bewegt die Frage, wie möchte ich in meiner 3. und 4. Lebensphase leben? Diese Fragestellung ist auch kein Wunder - werden wir doch alle älter, die meisten haben den 50. / 60. Geburtstag hinter sich, wir erinnern uns an die damit einhergehenden Gefühle. Was macht es uns schwerer, die Lebensphasen ab 60 / 70 / 80 mit dem gleichen Elan, mit Tatkraft und Frohgemut anzugehen, wie die vorherigen?

In seinem Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ hat Joachim Fuchsberger fast philosophische Aussagen zum Altwerden getroffen.

Mir gefällt der Text eines Mannes, der in seinem Leben viel Licht aber auch durchaus Tragik erlebt hat. Mein Eindruck: Er betrachtet die Situation mit einer gewissen Gelassenheit, ja geradezu mit Humor. Mein Eindruck ist: Humor hilft, ein gelingendes Leben bis ins hohe Alter zu führen.

Was können wir individuell und als Gesellschaft tun, damit jede und jeder Einzelne ein gelingendes Leben führen kann?

Wie sieht die Lebenswelt älterer Menschen aus? Wie die Alltagswelt älterer Menschen? Machen uns die Bilder und Vorstellungen, die wir uns von dieser Lebenswelt machen, ggf. Angst, so dass wir uns mit wichtigen Fragen von Vorsorge, von PatientInnenverfügung, ja auch von einem Leben als pflegebedürftiger und auf Dritte angewiesener Mensch „in unseren guten Tagen“ gar nicht beschäftigen wollen?

Uns alle beeinflusst das eigene Bild von uns und unserem Alter.

  • In historischen Zeiten ist das Alter überwiegend positiv belegt gewesen. „Was gibt es Angenehmeres als ein Greisenalter, das umgeben ist von einer Jugend, die von ihm lernen möchte!“ schreibt Cicero - das war vor gut 2000 Jahren (106-43 v.Chr.).
  • Dieses Bild vom Alter wandelt sich erst spät: Noch im Mittelalter und bis das 19. Jahrhundert hinein dominiert ein positives Altersbild und wirkt sich direkt auf die Lebenswelt der Älteren aus.
  • Dieses Bild ändert sich mit der Industrialisierung. Der ältere Arbeitnehmer gilt nun als zu langsam, nicht mehr wandlungsfähig, gilt letztlich als „altes Eisen“. In den Mittelpunkt des Altersbildes rückt nicht mehr die beschauliche Gartenlaube, wie Spitzweg sie in seinen Bildern zeichnet, sondern der einsame Alte ohne Perspektive und eher Hindernis als Bereicherung für die Gesellschaft. Noch schwieriger bei den Frauen. Hat sich Gesellschaft überhaupt die Mühe gemacht, ein positives Bild der älteren Frau zu entwickeln? Welches Altersbild haben wir von uns?
  • Erst mit der demographischen Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte ändert sich die Sicht auf das Alter erneut: Die Älteren bilden nun den am schnellsten wachsenden Teil der Bevölkerung. Sie sind es, die einen erheblichen Teil der finanziellen Ressourcen der Gesellschaft verwalten. Nicht mehr „die drei U´s“ - der/die „unflexible, unfähige und unattraktive Alte“ - sondern „die drei K´s“ - der/die „konsumfreudige, kompetente und kaufkraftstarke Alte“ steht im Mittelpunkt.
    Es gibt ein neues Bild des lebensfrohen, in sich ruhenden und lebenslang lernenden Alten - das ist doch eine gute Grundlage für die Schaffung einer positiven Lebenswelt im Alter. Das Credo lautet: Wir können unser Alter gestalten!

 

  • Mitte März wurden Daten veröffentlicht, die besagen, dass im Dezember 2013 in Deutschland 2,63 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI).
  • 71 Prozent oder 1,86 Millionen aller Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt.
    Von diesen erhielten 1,25 Millionen Pflegebedürftige ausschließlich Pflegegeld, wurden also in der Regel allein durch Angehörige gepflegt.
  • Weitere 616.000 Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten, die Pflege erfolgte zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste.
    29 Prozent bzw. 764.000 Pflegebedürftige wurden vollstationär in Pflegeheimen betreut.
  • Eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz aufgrund von demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen wies ein Drittel (35 %) der Pflegebedürftigen auf.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen

Laut Berechnungen des Bundesministeriums für Gesundheit auf rund 4,4 Millionen im Jahr 2050. Und unsere Gesellschaft ändert sich bis dahin sehr: U.a. stehen immer mehr ältere Menschen immer weniger Jüngeren gegenüber. Auch der familiäre Zusammenhalt verändert sich, Mobilität, die eigene Berufstätigkeit, aber auch der Wille der Älteren, sich nicht von den Kindern pflegen zu lassen, sind nur einige Gründe.

Nicht geändert hat sich aber der Wunsch, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben.

Berlin wächst, wird älter und bunter!

Die Bevölkerungsentwicklung in Berlin ändert sich. Bis zum Jahr 2030 nimmt die Bevölkerung Berlins um rund 250.000 Menschen - bei anhaltender Zuwanderung sogar um bis zu 400.000 Menschen - zu, das entspricht einem Zuwachs von 7 bis 10 %. Herausfordernd ist die fortschreitende Alterung der Berlinerinnen und Berliner; das Durchschnittsalter nimmt von gegenwärtig 42 Jahren auf 44 Jahre in 2030 zu – das Durchschnittsalter ist allerdings regional sehr verschieden. So liegen wir im Bezirksteil Tempelhof bei 49 Jahren. Die Gruppe der jungen Alten (65 Jahre bis unter 80 Jahre) wird um etwa 14 % zunehmen, die Anzahl der Hochbetagten (80 Jahre und älter) wird sich nahezu verdoppeln. Deutlich steigt auch der Anteil der Migrantinnen und Migranten unter den Älterwerdenden.

Vielfalt Pflege in Berlin

Hier noch einige Zahlen: 2011 waren 19 Prozent von uns 65 Jahre und älter, 2030 sollen es schon 23 Prozent sein. Am stärksten ist der Zuwachs bei den Hochaltrigen: schätzungsweise sind 2030 rund 270.000 BerlinerInnen über 80 Jahre alt, fast doppelt so viel wie heute. Nun bedeutet älter werden nicht automatisch krank oder hilfebedürftig zu sein. Doch die Pflegebedürftigkeit steigt mit zunehmendem Alter an. Bis 2030 werden schätzungsweise 170.000 BerlinerInnen pflegebedürftig sein, ein Zuwachs von ca. 55 Prozent.

Für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in der wachsenden Stadt Berlin bestimmen drei wesentliche Trends die Herausforderungen:

  • steigende Lebenserwartung,
  • Dominanz chronisch-degenerativer Erkrankungen und
  • sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen.

Wir haben auch im Alter unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen

Für diejenigen männlichen Berliner, die heute schon keine Jünglinge mehr sind, erhöht sich der Anstieg in der Langzeitpflege, also in der stationären Pflege um fast 70 Prozent von 6.330 (2010) auf fast 11.000 in 2030. Es leben mehr Frauen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen: Der Anteil wird um ca. 40 Prozent auf knapp 30.000 in 2030 steigen. Da sowohl die Pflegebedürftigen als auch die familial, ehrenamtlich und beruflich Pflegenden noch immer in der überwiegenden Zahl Frauen sind, liegt hier neben allen pflegepolitischen Herausforderungen auch ein „weites Feld“ für gleichstellungspolitische Maßnahmen.

Unsere Gesellschaft und auch Berlin ist immer vielfältiger und interkultureller geworden - und auch das ist gut so. Menschen und Familien mit und ohne Migrationsbiografien stellen sich die Frage nach der Versorgung der Angehörigen im Alter. Das Ende 2014 von der Beauftragten des Senats für Integration und Migration herausgegebene Gutachten „Interkulturelle Altenhilfe in Berlin“, zeigt auf, dass es vielfach eine Unkenntnis über die bestehenden SeniorInnenangebote gibt. Viele stellen sich die Frage, ob die bestehenden Angebote den Bedürfnissen der heterogenen Gruppe von MigrantInnen überhaupt gerecht werden.

Glücklicherweise unterscheidet sich die Lebenserwartung von Menschen mit Behinderungen heutzutage nicht mehr wesentlich von der der übrigen Bevölkerung. Viele Menschen, die in den Einrichtungen der Behindertenhilfe leben, sind bereits heute pflegebedürftig. Gerade für diese Gruppe von Menschen bedarf es noch zahlreicher Neuregelungen bis wir die Forderungen der UN-Behindertenkonvention erfüllt haben. In die Planung zum Ausbau von Versorgungsstrukturen im Sozialraum sind Menschen mit Behinderungen von vorne herein einzubeziehen.

Für die BerlinerInnen ist Pflege ein Alltagsthema

Zwei von drei BerlinerInnen und BrandenburgerInnen (66 Prozent) sind mit Pflege bereits in Berührung gekommen. Jede/r Zweite (46 Prozent) hat Pflegebedürftige oder Pflegende in seinem privaten Umfeld. Drei von zehn Befragten (28 Prozent) kümmern sich regelmäßig um eine pflegebedürftige Person, die/der in einem Heim lebt und elf Prozent pflegen eine/n Angehörige/n zu Hause.

Erfahrungsgemäß verringert sich die räumliche Reichweite im Alltag: war es „früher“ ggf. die ganze Welt, Deutschland, ganz Berlin werden es so nach und nach der Bezirk, der Kiez bis hin zu den LOR´s, den lebensweltlich orientierten Räumen. Im Handlungsorientierten Sozialstrukturatlas 2013 gibt es in Berlin 419 Gebiete, die je für rund 7500 Menschen gelten. Diese Zahlen sind für die jeweils individuelle Situation vor Ort aussagekräftiger als Zahlen zu den Bezirken mit Hunderttausenden EinwohnerInnen. Die pflegepolitisch maßgebliche Berichtslegung im Landespflegeplan wird damit unter dem Fokus Pflege im Sozialraum ergänzt.

Der Sozialraum, das Quartier sowie die Kommunen nehmen eine Schlüsselfunktion bei der Ausgestaltung der in den nächsten Jahrzehnten notwendigen Pflegeinfrastruktur vor Ort ein. Für (demnächst) Pflegebedürftige und die sie pflegenden Angehörigen ist es wichtig zu wissen, wie die Pflegeplanung in diesen nahen Sozialräumen jetzt und in der Zukunft aussieht - bzw. was auch noch geschaffen werden muss an Infrastruktur. 

Die Frage also: Was braucht ein Lichtenrader, was eine Lichtenraderin, um hier vor Ort auch im höheren und hohen Alter eine hohe Lebensqualität zu haben?

Familienstrukturen ändern sich, das Prinzip der Wahlverwandtschaft spielt nicht nur in Berlin eine immer größere Rolle. Es entsteht ein Bedarf an alternsgerechten Quartieren, die eine bewusste Ausgestaltung der Bereiche Wohnen, Soziales und Pflege erfordern. Dabei geht es u. a. um barrierefreie Neubaumaßnahmen und Wohnungsanpassungen, um ein barrierefreies Umfeld. Hier sind die Kommunen gefragt.

„Pflegen: Belastung und sozialer Zusammenhalt - Eine Befragung zur Situation von pflegenden Angehörigen“

Bisher liegen nur wenige konkrete Daten über Umfang und Art der Pflege durch Angehörige vor. Die aktuelle Studie „Pflegen: Belastung und sozialer Zusammenhalt - Eine Befragung zur Situation von pflegenden Angehörigen fragt danach, welche Bedarfe auf Seiten der Pflegebedürftigen, aber auch auf Seiten der Pflegenden bestehen. Ziel der Befragung war es, Erkenntnisse über die Belastungssituation der Pflegenden und über die Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten zu erhalten. Wesentliche Ergebnisse dieser Studie sind:

  • Pflegende Angehörige sind oftmals enge Verwandte, vor allem Kinder (50 Prozent).
  • Die größte Gruppe stellen Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren dar. Informell Pflegende schätzen ihren eigenen Gesundheitszustand im Vergleich zur Gesamtbevölkerung weniger positiv ein.
  • Personen, die Pflegebedürftige mit Demenz pflegen, sind signifikant stärker belastet.
  • Die große Mehrheit der pflegenden Angehörigen (80 Prozent und mehr) nimmt aber auch Kraft aus der Pflege mit und fühlt sich in der Lage, die Pflege gut zu bewältigen.
  • Als Beweggrund für die Übernahme der Pflege geben ältere Pflegende sehr viel häufiger Pflichtgefühl und Familienzusammenhalt an als jüngere Angehörige.
  • Etwas mehr als die Hälfte der Pflegenden ist berufstätig (55 Prozent). Davon hat jede/r Dritte seine Arbeitszeit aufgrund der Pflegesituation reduziert und ebenfalls fällt es jeder/m Dritten schwer, Beruf und Pflegetätigkeit zu vereinbaren.
  • Es werden überraschend viele Entlastungs- und Betreuungsangebote nicht genutzt oder sie sind nicht bekannt.

Fakt ist: Wir müssen vorhandene Unterstützungsangebote überprüfen und weiterentwickeln sowie weitere Erkenntnisse für neue und optimierte Versorgungsangebote gewinnen.